Samstagmorgen. Acht Uhr. Dienstbeginn. Zehn Feuerwehrleute und Sanitäter im Alter von acht bis sechszehn Jahren besetzten vom 28. bis 29. Juni das Gerätehaus an der Talsperrenstraße. 30 Stunden werden sie nun in der Feuerwache Dipps zubringen – so lange dauert das „Berufsfeuerwehrwochenende“.
Der Tag beginnt, wie an einer Feuer- und Rettungswache der Berufsfeuerwehr: Die Jugendfeuerwehrleute überprüfen ihre Einsatzmittel, die Sanitäter vom Jugendrotkreuz checken ihren Krankentransportwagen. Den Tagesablauf bestimmt ein im vornherein festgelegter Dienstplan, der Ausbildungs- und Bereitschaftszeiten enthält. Jeder hat seine Aufgabe. Die Jugendlichen versorgen sich selbst und sind komplett für die Ordnung und Sauberkeit verantwortlich.
Kaum haben sich alle am gemeinsamen Frühstückstisch eingefunden, ertönt der Alarmgong. Alles bleibt stehen und liegen - Kakaopulver wird verschüttet. Die Jungs begeben sich geordnet an ihre Einsatzfahrzeuge. Der Einsatzauftrag: „Brandmeldeanlage im Gymnasium eingelaufen“ – ein Fehlalarm, wegen eines technischen Defekts. Der Gruppe wird während des Einsatzes die Funktionsweise und der Zweck einer Brandmeldeanlage erklärt. Alle Einsätze sind seit langer Zeit geplant. Besonders mussten die körperlichen Möglichkeiten und der Ausbildungsstand der jungen Kameraden berücksichtigt werden. Um alles möglichst realistisch darstellen zu können, sind die „Patienten“ von einer Notfalldarstellerin des DRK professionell geschminkt worden.
Organisiert haben das Wochenende die Betreuer der Jungendgruppen der Dippser Ortsfeuerwehr und des DRK Ortsvereines Dippoldiswalde. Eine solche Aktion soll die zukünftigen ehrenamtlichen Lebensretter motivieren und ihnen einen Einblick in die Komplexität der Aufgaben von Feuerwehr und Rettungsdienst und die große Verantwortung, die sie gegenüber ihren Mitmenschen haben, geben. Zudem schweißt es die Gruppen – DRK und Feuerwehr – zusammen.
Es geht weiter. Diesmal ist es aber kein Einsatz: für Samstagvormittag steht das älteste Gebäude der Stadt auf dem Ausbildungsplan. Brandschutztechnische und historische Fakten der Stadtkirche Dippoldiswalde sind der Gruppe während einer Führung vermittelt worden. Besonders laut, mindestens aber genauso interessant war es im Glockenturm. Als Entschädigung für den Aufstieg gab es eine einmalige Aussicht über unsere Stadt und das Gebirge zu sehen.
Der Tag vergeht mit Ausbildungen und vielen verschiedenen Einsätzen. Hand in Hand haben die jungen Helfer Szenarien, wie medizinische Notfälle, technische Hilfeleistungen und Brandeinstätze zu bewältigen. Aufgaben, vor denen die „Großen“ im Alltag ebenso stehen.
Am Samstagabend waren die Eltern eingeladen. Die Gruppe soll ihr Können zeigen. Jedoch kommt – wieder mal - ein Einsatz dazwischen: Am Rölligteich hat ein Angler ein Lagerfeuer entzündet, hierbei kam es zu einer Verpuffung, wobei sich zwei Personen verbrannten. Natürlich ist das Szenario so eingerichtet, dass die Eltern den kompletten Einsatz mit verfolgen konnten. Sie bestätigten, dass alles sehr realistisch wirkte und alle Beteiligten besonnen und überlegt agierten. Im Anschluss, während des gemeinsamen Grillens, berichten die Kinder angeregt von den Erlebnissen des ersten Tages.
Doch der sollte noch nicht zu Ende sein.„Verkehrsunfall mit mehreren Verletzen“…
…hallt es mit Einbruch der Dunkelheit durch die Lautsprecheranlage des Feuerwehrgerätehauses. Kurze Zeit später verlassen das Tanklöschfahrzeug und der Krankentransportwagen die Fahrzeughalle. Am Einsatzort angelangt, muss sich um eine Person im PKW gekümmert werden. Der Mann ist schwer verletzt und kaum noch ansprechbar. Einige der jungen Sanitäter und Feuerwehrleute bereiten eine wirbelsäulenschonende Rettung vor, während Weitere den Beifahrer suchen, der wohl im Schock die Unfallstelle verlassen hat. Gleichzeitig muss die Einsatzstelle ausgeleuchtet und abgesperrt werden. Etwa eine Stunde dauert der Einsatz. Nachdem alle Verletzen versorgt sind und der kaputte PKW sicher auf einem Parkplatz abgestellt worden ist, fallen die Kinder und Jugendlichen in den Bereitschaftsräumen ins Bett und sind schnell im Tiefschlaf.
Es war ein anstrengender Tag, den die Jungen und Mädchen wie in einer Berufsfeuerwehrwache zugebracht haben. Sonntagmorgen geht es weiter: Insgesamt sind bis zum Nachmittag 13 Einsätze abgearbeitet worden. Nach über 30 Stunden anstrengender Wachschichten strahlten die Gesichter der jungen Kameraden immer noch, auch wenn die Müdigkeit den Augen deutlich abzulesen war. Es war ein erlebnisreiches und anstrengendes Berufsfeuerwehrwochenende 2014. Das Wochenende ist nur eine von vielen Aktionen, die junge Menschen an ehrenamtliche Hilfsorganisationen binden sollen. Es fällt insbesondere im ländlichen Raum schwer, Nachwuchs an die zeitaufwendige Freizeitbeschäftigung heranzuführen.
Die Jugendfeuerwehr der Ortsfeuerwehr Dippoldiswalde vollzieht gerade einen Generationswechsel. Die 16 jährigen treten in die aktive Einsatzabteilung über, während drei neue, junge Mitglieder bereits als Nachwuchs gewonnen werden konnten. Jetzt ist ein günstiger Zeitpunkt für alle Interessierten ab dem achten Lebensjahr, sich dieser frischen Gruppe anzuschließen: Nimm am Generationswechsel teil und gestalte gemeinsam mit den anderen Lebensrettern von morgen deinen Weg zur Feuerwehr!
Toni Jahn
Jugendwart
Gerd Kothe