Wahrscheinlich werden die hiesigen Sanitäter, Notärzte und Feuerwehrleute zum Ende dieses Jahres nicht mehr von Dipps aus dirigiert, sondern erhalten ihre Marschbefehle aus Dresden. Ende 2011, so lautet Axel Werthmanns letzte Information, wird die Dippser Leitstelle in die neue Großleitstelle Dresden-Übigau integriert.
DRK bedauert den Weggang
Das 28 Millionen Euro teure Bauwerk in Übigau ist äußerlich bereits fertig. Es soll nicht nur die Dippser Leitstelle aufnehmen, sondern auch die Pirnaer und Meißner. Dieser Tage zog das Brand- und Katastrophenschutzamt der Landeshauptstadt ein. Amtschef Andreas Rümpel freut sich, dass seine Mitarbeiter im neuen Domizil enger beisammen sind. „Die Wege sind einfach kürzer“, sagt er.
In der Weißeritzregion werden die Wege länger – zwischen dem, der den Alarm auslöst, und denen, die ausrücken. Axel Werthmann, dessen DRK-Kreisverband die Dippser Leitstelle betreibt, ist nach wie vor nicht glücklich mit der Entscheidung. Er glaubt, dass die örtlichen Gegebenheiten von Dresden aus schwerer einzuschätzen sind. Und dass die Großleitstelle preiswerter sei, wie zur Begründung stets angeführt, bezweifelt er.
Von der Dippser Leitstelle aus wird täglich im Schnitt 35-mal der Rettungsdienst alarmiert. Dazu kommen ein bis zwei Feuerwehreinsätze und zahlreiche Krankentransporte. Acht Leute des DRK sind hier beschäftigt.
Laut Axel Werthmann wird der Löwenanteil des Personals, sieben Mann, an die Großleitstelle abgegeben. Die wichtigsten Fragen des Übergangs seien bereits besprochen worden, sagt Werthmann. Wenn die Verträge in Ordnung seien, habe man kein Problem damit, den Leuten die Unterschrift zu empfehlen, meint der DRK-Chef. „Wir werden ihnen jedenfalls keine Steine in den Weg legen.“
Die Tatsache, dass ortskundige Mitarbeiter in die Dresdner Großleitstelle wechseln werden, nimmt den hiesigen Feuerwehrleuten einen Teil ihrer Befürchtungen. „Wir haben uns mit der Situation abgefunden“, sagt Vizekreisbrandmeister Veith Hantzsch aus Glashütte. Er glaubt, dass mit moderner Technik auch die Führung über längere Distanzen möglich sein wird.
Noch genauer nachfragen
Fraglich ist allerdings, ob die Übigauer Leitstelle auch als Koordinationszentrum für lokale Großeinsätze fungieren kann, wie es die Leitstelle in Dipps mitunter tat. Veith Hantzsch nennt das unwahrscheinlich. Er glaubt, dass die Feuerwehren mehr und mehr ihre eigenen Einsatzzentralen vor Ort bilden müssen. Die Voraussetzungen dafür hätten sich in letzter Zeit mit der Anschaffung spezieller Führungsfahrzeuge und der Bildung von Führungsgruppen verbessert.
Das Pirnaer Landratsamt sieht die größere Entfernung zur künftigen Großleitstelle nicht wirklich als Problem. Viel wichtiger sei es, dass die Disponenten sensibel, sachgerecht und versehen mit den nötigen Ortskenntnissen reagierten, sagt Abteilungsleiter Gerhard Wüste. „Dafür sind sie geschult und werden auch künftig unterwiesen.“
Entscheidend sei mehr denn je, den Ort, wo Hilfe gebraucht werde, genau zu erfragen, sagt Abteilungsleiter Wüste, damit doppelte Straßen- und Ortsnamen die Retter nicht auf falsche Fährten führten.
Von Jörg Stock
Quelle: sz-online/Sächsische Zeitung
Dienstag, 4. Januar 2011
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